Warum meine Vorbilder schlecht für mich waren und was ich daraus gelernt habe

Als Teenager war Andrew Agassi mein ganz großes Vorbild. Diese Bewunderung gipfelte darin, dass ich mir seine Outfits kaufte und sogar begann seine Gesten und Bewegungsabläufe auf dem Tennisplatz zu kopieren.

Ich denke, jeder von uns hatte oder hat im Verlauf seines Lebens in irgendeiner Form Vorbilder. Die Frage ist, brauchen wir diese, um uns selbst weiterentwickeln zu können oder berauben sie uns unserer Identität und Einzigartigkeit?

Was mein Vater mit der Antwort auf diese Frage zu tun hat und wie Du ein Original bleibst und nicht zur Kopie wirst, erfährst Du jetzt in diesem Beitrag.

Vorbilder: Beeinflussung oder Inspiration?


In der Schule sollten wir einmal erzählen, was unsere Eltern beruflich machen. «Feuerwehrmann, Ärztin, Verkäufer oder Immobilienmaklerin» waren einige der Antworten. Mein Vater war gelernter Dreher, sprich Handwerker. Ich habe mich damals furchtbar geschämt, das so direkt vor meiner Klasse zu sagen. Leider wollte ich mich als Teenager auf die dümmste Art und Weise profilieren. Mit ein wenig Abstand und Lebenserfahrung sehe ich das natürlich ein wenig anders und würde noch heute gerne mein «damaliges Ich» für dieses Verhalten ohrfeigen.

Geboren und aufgewachsen ist mein Vater Mitte der 40er Jahre in einem kleinen Dorf, nördlich von Hannover. Gleich nach der Schule und seiner Ausbildung ging er als junger Mann mit Anfang zwanzig in den Nahen Osten, um für einige Jahre auf einer Bohrinsel im Persischen Golf zu arbeiten. Nach Stationen in Beirut und Berlin ist er schließlich in der Schweiz sesshaft geworden.

Schlussendlich hat er mehr als 45 Jahre gearbeitet, inklusiver körperlichen Beschwerden und Gebrechen. Beschwert hat er sich nie, die Familie kam für ihn immer an erster Stelle.

Mein Vater 1 00

Heute kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich sehr stolz auf meinen Vater bin, auf die Werte, für die er steht und auf das, was er in seinem Leben erreicht hat. Viel von ihm lebt heute in mir weiter, mehr als ich wahrscheinlich zugeben möchte. Unsere Biografien gleichen sich und wir haben viel gemeinsam, wie zum Beispiel eine gewisse Abenteuerlust und dem Wunsch neues zu entdecken. Von dem her war und ist mein Vater zugleich Vorbild und Inspiration für mich.

Warum ist es wichtig, sich kritisch mit Vorbildern auseinanderzusetzen?


Um die Frage vom Anfang nochmals aufzugreifen: «Brauchen wir überhaupt Vorbilder?» Ich meine «Ja», denn Vorbilder können uns inspirieren, Werte und Ideen vermitteln und so unsere persönliche Entwicklung und unseren Lebensweg positiv beeinflussen.

Was ich allerdings für den falschen Weg halte ist, wenn Menschen einfach andere Menschen «kopieren», so wie ich da als junger Tennisspieler getan habe.

Pablo Picasso 1 00
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«Unter den Menschen gibt es viel mehr Kopien als Originale.»


Pablo  Picasso

Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich kritisch mit seinen Vorbildern auseinander zu setzen. Natürlich möchte ich so Tennis spielen können wie Andre Agassi, so fokussiert wie Warren Buffett oder so empathisch wie Jacinda Ardern sein. Die Frage ist aber, wie man diese Werte für sich umsetzen kann, ohne dabei zur Kopie zu werden; wie man sich selbst treu bleiben kann im Angesicht all dieser großen Namen und Geschichten.

Menschen wie Du und ich als Vorbilder


Im Beitrag «Motivation ist wichtiger als Intelligenz und Talent» habe ich Dir von Patrick und seinem Werdegang erzählt. Tatsächlich müssen es nicht immer die großen und bekannten Namen sein, die uns inspirieren. Es können Menschen wie Du und ich sein: Unsere Eltern, Freunde, Arbeitskollegen oder eben Patrick. Wir müssen einfach genau hinschauen und bereit sein, zuzuhören.

Adaptieren anstatt imitieren

Wurde ich durch meine «Andre Agassi Imitation» zu einem besseren Tennisspieler? Nein, definitiv nicht.

Hätte ich hingegen genauer hingeschaut und analysiert, warum er so erfolgreich war, dann hätte ich das auf meine Situation und meine damaligen Fähigkeiten ummünzen können. Auf diese Art hätte ich tatsächlich von meinem Vorbild profitieren können.

Lass Dich von Menschen aus Deinem Umfeld inspirieren

Ich habe in meinem Leben schon viele Menschen getroffen, die mich inspiriert haben, ja, die in gewisser Weise auch Vorbilder für mich waren und noch heute sind. Da ist zum Beispiel Helmut, mit dem ich damals in München zusammengearbeitet habe. Er war der mit Abstand beste und erfolgreichste Verkäufer, den ich bis dahin kennengelernt hatte. Dies machte ihn nicht etwa arrogant, nein, er blieb bescheiden, war bereit sein Wissen, seine Strategien und Erfahrungen zu teilen und nahm sich immer Zeit, um anderen zu helfen. Er hatte das Prinzip der Reziprozität wirklich verstanden.

Oder meine Großmutter: Ihr erstes Kind (mein Onkel) kam mit einer Behinderung zur Welt. Wo wir heute viel von Toleranz und Inklusion sprechen, war das in den 50er und 60er Jahren noch anders. Selbst mein Großvater tat sich schwer, seinen Sohn zu akzeptieren. Trotz all dieser Widerstände stand meine Großmutter immer bedingungslos zu ihrem Sohn. Sie engagierte sich zudem ehrenamtlich und war bis zu ihrem Tod für ihn da. Diese bindungslose Liebe und dieser Mut sind für mich absolut bewundernswert.

Ja, Steve Jobs, Arnold Schwarzenegger oder Michelle Obama sind herausragende Persönlichkeiten und natürlich können Sie uns inspirieren. Trotzdem sind es oft Menschen in unserem Umfeld, die mit ihrem Lebensweg, ihren Ansichten und ihren Erfolgen uns motivieren und inspirieren. Wir müssen einfach unsere Augen öffnen und bereit sein, genau hinzuschauen.

Entscheidend ist, wie wir es «leben»


Schlussendlich denke ich, dass jeder von uns Vorbilder haben sollte, Menschen, zu denen er aufschauen kann oder die ihn inspirieren. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass

  • wir unsere Vorbilder nicht imitieren sollten und
  • auch Menschen aus unserem persönlichen Umfeld Vorbilder sein können.

Früher hatte ich meine Vorbilder, die ich einfach kopiert habe. Erst später habe ich begriffen, dass ich meinen eigenen Weg gehen muss. Ich habe heute viele «Vorbilder», Menschen, die mich entweder inspirieren oder mir mit ihrer Art zeigen, woran ich bei mir noch arbeiten kann und muss. Lasst uns alle ein wenig aufmerksamer sein, potenzielle Vorbilder sind näher als wir vielleicht denken.

Dein

Christian Unterschrift

Wer sind Deine Vorbilder, damals oder heute? Hast Du welche und wenn nein, warum? Ich bin gespannt auf Deine Meinung und Erfahrungen, also schreib mir gleich unten einen Kommentar oder teil den Artikel mit Menschen, die das Thema ebenfalls interessiert.

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